>> geh sterben!<<

Umgang mit Hass und Hetze im Netz

Hassreden und abwertende Kommentare auf YouTube, Facebook, Nachrichtenseiten und co. sind heute leider Alltag. Selbst während ich dieses Thema recherchiere, stoße ich auf zahlreiche „widerliche Gutmenschen“, „Neunmalkluge“ und Aussagen der „Hetzpresse“.

Wenn ich online Nachrichten lese, werfe ich immer auch einen Blick in die Kommentare. Oft finde ich dort interessante Denkanstöße oder weiterführende Informationen. Der größte Teil der Kommentare enthält aber leider oft Hassreden: Teils werden die Journalisten direkt beschimpft, teils die Personen(-gruppen), die in dem Artikel – gerne auch nur ganz am Rande – erwähnt werden. Da werden nicht nur Menschen beleidigt, es wird auch zu Gewalt gegen sie als Person, oder gegen die Gruppe zu der sie vermeintlich gehören, aufgerufen. Besonders LGBTIQ, Muslime und Frauen werden Opfer von Hate Speech.

Die Entscheidung, ob eine Aussage in die Kategorie Hate Speech fällt, obliegt übrigens nicht dem Verfasser/der Verfasserin, sondern den Opfern! Nur weil sich jemand nicht für einen Rassisten hält, heißt das nicht, dass seine oder ihre Aussagen nicht rassistisch sein können.

Welche Möglichkeiten haben wir mit Hass und Hetze im Netz umzugehen?

Ignorieren

Hassreden zu ignorieren ist wohl der bequemste Umgang damit. Leider hat das zur Folge, dass die Verfasser*innen sich in Ihrer Meinung bestärkt fühlen und dass Hass- und Hetzreden im Internet weiterhin Normalität sind. Außerdem können diejenigen Menschen, gegen die derartige Kommentare gerichtet sind, den Eindruck bekommen, dass die Mehrheit diese Meinung teilt.

Melden & Löschen

Mittlerweile kann man bei allen großen Plattformen Inhalte, die gegen geltendes Recht oder die Nutzungsbedingungen verstoßen, melden. Daraufhin werden die entsprechenden Inhalte dann oft einfach gelöscht. Damit wird aber jegliche Diskussion unmöglich. Außerdem ist Zensur immer schwierig zu vertreten. Sollten denn nicht auch die anderen Beteiligten an dem Chat z.B. wissen, dass der hilfsbereite Tulpen-Spezialist auch gerne mal rassistische Witze macht?

Zur Anzeige bringen

Es gibt eine ganze Reihe an Gesetzen, die sich auf Hasskommentare im Netz beziehen können. So darf z.B. nicht öffentlich zu Straftaten aufgerufen werden (StGB §111), nicht zu Hass oder Gewalt gegen Menschen(-gruppen) aufgrund ihrer Herkunft, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit aufgerufen werden (StGB §139), Gewalttaten dürfen nicht verharmlost oder verherrlicht werden (StGB §131) und auch Beschimpfung religiöser Bekenntnisse (StGB §166), Beleidigungen (StGB §185), Nötigung (StGB §240) und Drohungen sind verboten (StGB §241). Damit verbunden sind teils hohe Geld und mehrjährige Haftstrafen.

In den meisten Bundesländern gibt es mittlerweile die Möglichkeit, Anzeigen einfach online zu erstatten, diese sind meist unter den Begriffen „Internetwache“ oder „Onlinewache“ zu finden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, den jeweiligen Post anonym zu melden, z.B. unter https://hassmelden.de/ (Diese Adresse ist derzeit gesperrt, da die überwältigende Anzahl von Meldungen mit Ehrenamtlichen nicht mehr bewältigt werden kann.) Dort wird der jeweilige Kommentar dann von Fachleuten geprüft und von diesen dann gegebenenfalls zur Anzeige gebracht.

Gegenrede
Mit Gegenrede oder Counter Speech ist gemein, dass man auf Hasskommentare und –Posts antwortet. Dabei sollte man aber einige Regeln und Vorgehenseisen beachten:

Selbstschutz
Zivilcourage kann gefährlich sein, auch online. Deswegen sollten Sie im Zweifelsfall lieber anonym bleiben und keine privaten Daten und vor allem Ihre Adresse nicht öffentlich machen.
  • Höflichkeit
    Auch wenn Hassreden in der Regel sehr beleidigend sind, sollte man immer höflich und sachlich bleiben. Damit erreicht man nicht nur, dass Hassredner eher auf einen hören, sondern auch, dass stille Mitleser den unsachlichen „Schreihals“ eher als unsympatisch und unglaubwürdig abstempeln als denjenigen, der sachlich und höflich argumentiert.
  • Benennen
    Sagen Sie es dem Verfasser/der Verfasserin, wenn Sie einen Kommentar diskriminierend, menschenverachtend oder rassistisch finden. Im besten Fall führt es zur Reflektion und sogar zum Einlenken.
  • Nachfragen
    Geben Sie den Verfassern die Chance, ihren Kommentar nochmal zu überprüfen und zu reflektieren. Fragen Sie dazu einfach nach, wie genau das gemeint ist, welche Absicht sich hinter dem Post versteckt und ob er oder sie ein paar Fakten und Beispiele nennen kann. Oft ist das angebliche Wissen nur „Hörensagen“ und sobald man die Fakten überprüft, hat man einen guten Ausgangspunkt, um fundiert zu widersprechen.
  • Memes
    Wer nicht redegewandt ist, kann auch einfach Bilder (sogenannte Memes) posten. Diese können lustig, ironisch oder auch sarkastisch sein. Allerdings wird dadurch die Diskussion nicht gefördert, sondern eher blockiert. Dadurch verhärten sich die Fronten oft noch. Zahlreiche kostenlose Memes gegen Hate Speech finden Sie hier:
    https://no-hate-speech.de/de/kontern/fuer-gegen-alle-hate-speech/

Quellen und weiterführende Links:

Hier finden Sie u.a. Antwort auf die Frage: Welche Gesetze gibt es zu Hate Speech
https://no-hate-speech.de/de/wissen/

Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung „Strategien gegen Hate Speech“
https://www.bpb.de/252408/strategien-gegen-hate-speech

Kostenlose Memes gegen Hassreden
https://no-hate-speech.de/de/kontern/fuer-gegen-alle-hate-speech/

Ein kostenloser Online-Kurs: Trolle, Hass und Fake-News: Wie können wir das Internet retten?
https://open.hpi.de/courses/hate_and_fake2019

Umfrage des Europarats zu Diskriminierung und online Hassreden in Europa
https://no-hate-speech.de/fileadmin/user_upload/HateSpeechBrochure_P12.pdf

Broschüre der Amadeu Antonio Stiftung zu „Umgang mit Hate Speech und Kommentaren im Internet“
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/hatespeech.pdf

Hate Speech anonym melden
https://hassmelden.de/

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